[Dämonische Besessenheit: Eine ausführliche Fallgeschichte]
WAS GEHT VOR MIT UNSERER WELT?
Was für eine Veränderung! Ich hatte mein Alltagsleben, das heißt meine Arbeit unter der Jugend Kaliforniens, für ein paar Tage hinter mir gelassen und war mit meiner Frau Jane nach Indiana zu einer Konferenz für akademische Berufe gefahren. Keine Belastungen mehr! Statt dessen ein gemächlicher Tagesablauf und eine gute Gelegenheit, mich etwas zu erholen.
Hätte ich geahnt, was mich in dieser so andersgearteten Umgebung erwartete, ich wäre auf der Stelle wieder abgefahren.
Zwei Tage lang hörten wir Vorlesungen, und es passierte nichts Erwähnenswertes - keine Tumulte nach Mitternacht; keine Notrufe um zwei Uhr morgens; keine Notfälle, die nicht einmal ein ruhiges Abendessen zuließen. Wir konnten ausspannen und genossen diese Tage so richtig.
Am letzten Tag wollten wir zusammen mit einigen anderen Tagungsteilnehmerinnen frühstücken. Besonders eine der Damen hatte unsere besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil sie jeden Tag einen ungewöhnlichen Schottenrock trug. Alle übrigen Damen waren ta- [12] dellos nach der Mode gekleidet, nur diese eine fiel durch ihre Kleidung auf.
Das Gespräch am Frühstückstisch wandte sich auch der Prophetie zu. Da ließ die Dame mit dem Schottenrock plötzlich eine Bemerkung fallen, die wie eine Bombe einschlug: »Ich habe von jeher in die Zukunft schauen können und sehe voraus, was geschieht.« Ich verschluckte mich an meinem Kaffee und horchte auf. Dann fing ich an, sie auszufragen. Die betreffende Dame sagte gerade: »Das ist nichts Neues ... Ich habe schon immer über außergewöhnliche seelische Kräfte verfügt. Wahrscheinlich habe ich diese Gabe von meiner Mutter und meiner Großmutter geerbt.«
Bis zu diesem Tag fällt es mir schwer, den Umschwung in der Atmosphäre zu beschreiben. Ich besah mir die Frau etwas genauer und hatte den Eindruck, daß sie unter schweren Problemen leiden müsse.
Nachdem wir über einige Ergebnisse ihrer psychischen Fähigkeit gesprochen hatten, sagte eine ihrer Freundinnen: »Ich weiß, sie hat etwas Ungewöhnliches an sich. Sie hat mir Dinge aus meinem Leben gesagt, die sie auf natürliche Weise unmöglich hätte wissen können.«
Die Dame antwortete, ohne den Versuch zu machen, mit ihrer Fähigkeit zu prahlen: »Ich habe immer geglaubt, daß diese Kraft von Gott stammt.«
Ehe ich mir meine Worte richtig überlegt hatte, platzte ich schon damit heraus: »Das stammt nicht von Gott. Und wenn Sie diese Kraft nicht zurückweisen, gehen Sie daran zugrunde.«
Alle am Tisch waren verblüfft. Mir selbst verschlug es fast den Atem. Aber nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte, wußte ich sofort, daß ich recht hatte. Von dem Augenblick an, da die Dame von ihren übersinnlichen Fähigkeiten gesprochen hatte, machte sich ein wach- [13] sendes Unbehagen breit. Es Unbehagen zu nennen, ist eigentlich eine Untertreibung. Es war eher ein Gefühl, daß eine finstere Macht anwesend sei.
Dann bemerkte ich einen ungewöhnlichen Ring am Finger der Dame. Ich erkannte einen Widderkopf mit Frauenbrüsten, ein Symbol, das gewöhnlich die Teufelsanbeter tragen.
Die Gesellschaft brach rasch auf - sei es aus Verlegenheit über meine Unhöflichkeit oder auch, um zum Morgenseminar zurecht zu kommen; ich weiß es nicht.
Unsere Freundin mit dem Schottenrock blieb jedoch sitzen, offenbar in der Absicht, mir weiter zuzuhören. Ich begann das Gespräch wieder, indem ich sie nach dem Ring fragte. Sie erklärte mir, sie fühle sich von Kindheit an zu Kunstgegenständen dieser Art hingezogen und besitze ähnlichen Schmuck im Wert von mehreren Hundert Dollar. Von der sinnbildlichen Bedeutung dieser Dinge im Blick auf Satan schien sie nichts zu wissen.
Es war ein strahlender Morgen, und doch fühlte ich eine unheimliche Beklemmung. Wir sprachen von ihrem Leben, und sie begann mir anzuvertrauen, daß sie unter schweren persönlichen Sorgen litte. Sie sagte, ihr Mann habe sie erst kürzlich verlassen, und als ich sie fragte, ob sie wisse warum, begann sie, unheimliche Dinge zu erzählen.
In den letzten Jahren, so berichtete sie, habe sie häufig unter Depressionen zu leiden; dann wolle sie ganz allein in ihrem abgedunkelten Haus sitzen. Auch suche sie seit einiger Zeit nachts ein »Geist« auf, der danach trachte, ihr ganzes Wesen in Besitz zu nehmen. Oft sei sie schon in Krämpfe verfallen. Dann habe sie stark zu trinken angefangen. Ihr Leben sei ruhelos und ziellos geworden, und inmitten all dieser Not habe sie auch noch ihr Mann verlassen. [14]
Während dieser Unterhaltung hatte ich andauernd das Gefühl einer unerklärlichen Furcht, das nicht weichen wollte. Ich hatte das Bedürfnis, davonzulaufen und die ganze Sache zu vergessen. Nicht, daß die Frau selber böse gewesen wäre! Es war vielmehr, als ob sich irgend etwas Furchterregendes im Raum befände.
Ich wußte nun genau, was ich von Anfang an geahnt hatte. Ich hatte es mir nur nicht eingestehen wollen, daß ich mich hier mit etwas eingelassen hatte, das für mich bis zu diesem Zeitpunkt eine bloße Theorie aus meiner Seminarzeit gewesen war. Ich wußte auch, was die Bibel dazu zu sagen hatte, aber ich hatte bisher nie mit jemandem zu tun gehabt, der unter dem Einfluß eines bösen Geistes gestanden hatte.
In den folgenden Stunden machte ich eine erstaunliche Erfahrung. Ich berichte später noch eingehend darüber. Hier genügt die Feststellung, daß ich Zeuge eines Wunders wurde. Diese Frau wurde von diesem bösen Geist befreit - nicht in Afrika, nicht in den entlegenen Gebieten des Amazonas, sondern am hellichten Tage im Bereich einer Universität.
Wie es mit der Tagungsteilnehmerin weiterging
Bevor ich begann, dieses Buch zu schreiben, hatte ich noch nie einen Dämon ausgetrieben. Das ist nicht etwas, wozu ich mich dränge oder ein Dienst, den ich als besonders angenehm empfinde. Aber ich glaube, der Herr schenkte mir die Erfahrung (von der ich bereits kurz in Kapitel 1 sprach), damit ich dieses ganze Gebiet besser verstehen lernte.
Als mir die Tagungsteilnehmerin aus dem Mittelwesten (siehe Seite 13) ihren Ring mit dem eingravierten Zeichen der Teufelsanbeter zeigte und den Dämon beschrieb, der sie von Zeit zu Zeit in schwere Depressionen und tiefe Verzweiflung stürzte, erzählte sie mir auch, daß bereits ihre Mutter und ihre Großmutter Wahrsagerinnen gewesen seien. Anscheinend hatte sie ihre mediale Veranlagung von ihnen geerbt.
Es war nicht leicht, der Frau klar zu machen, worin ihr eigentliches Problem lag. Behutsam und mitfühlend erklärte ich ihr schließlich, sie sei von einem Wahrsagegeist besessen. Aufmerksam lauschte sie, während ich ihr klarmachte, es gebe viele Beispiele dafür, daß sich solche Veranlagungen in einer Familie weitervererbten.
Ich bat sie, sich von den Finsternisgewalten loszusagen und sich Jesus Christus zuzuwenden, der sie allein [206] frei machen könne, andernfalls werde der Dämon einmal ihr Leben zerstören.
"Möchten Sie von diesem Geist frei werden und Jesus Christus in Ihr Leben aufnehmen?"
Ohne Zögern antwortete sie: "Wenn das bedeutet, daß ich dann Ruhe bekomme, dann möchte ich es wirklich."
Dann betete ich und befahl dem Geist, wie einst der Apostel Paulus in Apostelgeschichte 16, 18: "Ich gebiete dir im Namen Jesu Christi, von ihr auszufahren!"
Niemals zuvor hatte ich die Vollmacht, die in dem Namen "Jesus" liegt, so deutlich empfunden wie in jenem Augenblick.
Die Frau bebte leicht und begann zu schluchzen.
"Sprechen Sie jetzt laut folgendes Gebet", fuhr ich fort: "Ich glaube, daß Jesus Christus, der Sohn Gottes, auch für meine Sünden gestorben ist. Jesus, komm in mein Leben und mach es dir wohlgefällig!"
Einige Minuten lang versuchte die Frau vergeblich zu sprechen. Ihre Kehle schien wie von einer unsichtbaren Hand zugeschnürt.
Leise betete ich, Jesus möge den Einfluß Satans bannen. Schließlich sprach sie die Worte laut nach.
Sobald sie geendet hatte, wandelte sich vor meinen Augen ihr ganzer Gesichtsausdruck. Sie begann zu strahlen. Dann jubelte sie: "Ich bin frei!" Für sie bedeuteten diese Worte mehr als für die meisten anderen Menschen.
Daraufhin ließ sie mich plötzlich stehen und eilte zum letzten Vortrag der Konferenz. Die erste Person, die sie traf, war meine Frau. Sie platzte heraus: "Wissen Sie, was Ihr Mann soeben getan hat? Er hat einen Dämon aus mir ausgetrieben!"
Meine Frau, die sich nicht leicht aus der Fassung bringen läßt, sah sofort den auffallenden Wandel bei der Frau. Sie fragte leise: "Ist Jesus bei Ihnen eingekehrt?" [207]
"Und ob er eingekehrt ist", antwortete sie freudestrahlend.
Dann traf sie ihre Freundinnen, die sie mitgebracht hatten. Auch ihnen erzählte sie die frohe Kunde.
Beim Abschied wies ich sie an, sich aller okkulten Hilfsmittel zu entledigen, weil die Dämonen sonst immer noch einen Angriffspunkt in ihrem Leben behielten. Sie versprach es mir.
Ich fiel fast aus allen Wolken, als sie mich auf ihren Schottenrock hinwies, den sie das ganze Wochenende über getragen hatte und fragte: "Erkennen Sie dieses Plaidmuster?"
Ich betrachtete es eine Weile und sagte: "Ich glaube, es ist das Lindseymuster."
"Richtig", antwortete sie. "Vor ein paar Wochen war ich in Schottland. Während meines dortigen Aufenthalts hatte ich eine Vorahnung, ich würde jemanden mit Namen Lindsey treffen und daß diese Person eine tiefe Wirkung auf mein Leben ausüben würde. Deshalb kaufte ich den Rock mit dem Lindseymuster."
Ich war sprachlos. Später, als ich darüber nachdachte, ging mir noch ein Schauer über den Rücken. Die Macht Jesu Christi war mir wirklicher geworden denn je zuvor!